(W)Ende

(W)Ende

Die Wende oder das Ende von VW wird kom­menby design oder by dis­as­ter. Lassen wir die Bosse den Kar­ren vor die Wand fahren oder nehmen wir das Lenkrad sel­ber in die Hand? Viel Zeit bleibt dafür nicht mehr. Die Krisen spitzen sich zu. Und VW ist mit­ten­drin. Der motorisierte Indi­vid­u­alverkehr ist am Ende. Die Medi­en­berichte und Expert*inneneinschätzungen sowie Stim­men aus dem Werk sind unüber­hör­bar: So geht es nicht weit­er!

“Wir müssen Leis­tung stärken und Kosten in den Griff bekom­men, um wet­tbe­werb­s­fähig zu sein. Es sind auch Einsparun­gen nötig, es muss über alles nachgedacht wer­den. […] Volk­swa­gen ist sehr am Sozialen und dem Wohl der Mitar­beit­er ori­en­tiert. Das soll auch so bleiben — aber das Soziale kann man sich nur leis­ten, wenn auch das unternehmerische Ergeb­nis stimmt.”

Quelle: Siegel Wirtschaft: Großak­tionär Wolf­gang Porsche über die Autokrise »Der Tanker Volk­swa­gen lässt sich nicht so leicht umdrehen«

“Das ist mir so vorher noch nie passiert. Ich hat­te ver­sucht mit jeman­dem zu sprechen, der wirk­lich Ein­fluss hat in dem Konz­ern. Der wollte dann nicht. Und hat mich gewarnt. […] Und der sagte: “Das wird noch ganz schön rumpeln. In Wolfs­burg. In den näch­sten Monat­en.” Ich hab das mal so gedeutet: Es wird noch um Jobs gehen. Und es wird vielle­icht auch um Werkss­chließun­gen gehen. Also um The­men, die sehr sen­si­bel sind. Ger­ade in Wolfs­burg.”

Quelle: Michael Fre­itag im man­ag­er mag­a­zin: “Der Tem­po-Trick — wie Porsche den Auto-Koloss Volk­swa­gen ret­ten soll.

Wieviel Zeit bleibt?

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Count­down läuft ab und nichts passiert. Was ist passiert? Es gibt drei Erk­lärungsmod­elle:

a) Als die Titan­ic unterg­ing, durfte die Big-Band auch noch bis zum Schluss spie­len und wurde nicht unter­brochen. Das let­zte Fest sollte nochmal ungestört gefeiert wer­den.

b) Daniela Cav­al­lo hat sich ent­ge­gen der Absprachen mit den Aktivist*innen und der Belegschaft doch nicht an den neuen Tiguan gek­lebt, son­dern lieber an Oliv­er Blume (siehe Fotos auf ihrem Insta­gram-Account als Beweis­mit­tel, dass das Co-Man­age­ment in Wolfs­burg weit­er­hin funk­tion­iert) 

c) Verzögerun­gen im Betrieb­sablauf. Wie auch im ÖPNV ist auf­grund von Per­sonal­man­gel die Verkehr­swende nicht von heute auf mor­gen umset­zbar. Das ist der tragis­che Sta­tus Quo, deswe­gen dür­fen wir nun mehr für die Verkehr­swende auf allen Ebe­nen tun. Mach mit.

Neuer Count­down ste­ht nun auf dem 01. Juni 2029. An diesem Tag jährt sich mah­nend zum 20. Mal der Insol­ven­zantrag von Gen­er­al Motors in Detroit. Und zusät­zlich läuft im Jahr 2029 die Beschäf­ti­gungssicherung bei Volk­swa­gen aus. Allerd­ings ist das wohl das Max­i­mum an Zeit, die uns noch bleibt, um etwas in die notwendi­ge Rich­tung sozial-ökol­o­gis­ch­er Umbau zu unternehmen.

Alleine der Novem­ber mit der Pla­nungsrunde und den Details rund ums “Per­for­mance Pro­gramm” wer­den den “per­fek­ten Sturm”, wie es Markenchef Thomas Schäfer in ein­er Bran­drede vor den Werks­fe­rien und die Gesamtkonz­ern­be­trieb­sratsvor­sitzende Daniela Cav­al­lo auf der ersten Betrieb­sver­samm­lung nach den Werks­fe­rien nan­nten, deut­lich­er aufzeigen. Zurecht wird davor gewarnt, aber die Frage ist: Han­deln wir noch rechtzeit­ig?

Seit etwa einem Jahr wird in Wolfs­burg sehr inten­siv um eine Verkehr­swende gestrit­ten. Ein Jahr, in dem der auto­mo­bile Kon­sens auf kreative Weise in der Verkehr­swen­destadt Wolfs­burg aufge­lock­ert wer­den durfte. Wir bleiben und kämpfen gemein­sam mit allen, die sich für eine Zukun­ft von VW und Wolfs­burg ein­set­zen. Damit aus Wolfs­burg kein Detroit wird. Machen wir gemein­sam weit­er!

Häu­fige Fra­gen

Das Argu­ment trifft für Volk­swa­gen nicht zu. Mit 20% Aktien und damit mit ein­er über das Volk­swa­gen-Gesetz garantierten Sper­rmi­norität trägt die Poli­tik (das Land Nieder­sach­sen) alle Konz­er­nentschei­dun­gen mit. Das Land ist keine externe Reg­u­la­torin, son­dern Mit­tä­terin. Die Trans­for­ma­tion find­et aber nicht nur hin­ter den Toren von VW statt, son­dern sie muss über­all passieren. Im Verkehrssek­tor richtet sich die Nach­frage größ­ten­teils nach dem Ange­bot. Ein gut aus­ge­bauter, niedrigschwellig nutzbar­er ÖPNV wird genutzt. Ger­ade das 9‑Eu­ro-Tick­et hat das deut­lich gemacht. Gle­ichzeit­ig wurde der mas­sive Aus­baube­darf sicht­bar. Dafür braucht es entsprechende Verkehrsmit­tel: Straßen­bah­nen, Busse oder ganz andere, neue öffentliche Mobil­itäts­for­men. Statt Lob­b­yarbeit gegen eine Verkehr­swende zu machen, kön­nten Kraft, Moti­va­tion und Wis­sen aus der Volk­swa­gen-Belegschaft genutzt wer­den, um eine Verkehr­swende aktiv voranzutreiben. Durch starke öffentliche Mitbes­tim­mungsmöglichkeit­en und Anteile des Lan­des Nieder­sach­sen kön­nte ger­ade Volk­swa­gen für Verkehr­swende-Pio­nier­ar­beit genutzt wer­den.

Richtig ist, dass wir eine glob­ale Per­spek­tive brauchen und vor der eige­nen Türe kehren müssen. Laut statista.com liegt bei den energiebe­d­ingten CO2-Emis­sio­nen pro Kopf weltweit im Jahr 2021 Deutsch­land auf Platz 10, Chi­na auf Platz 12 und Indi­en auf Platz 28. Auf einem ein­samen Spitzen­platz liegt Katar, USA auf Platz 5. Je reich­er desto schmutziger. Großkonz­erne aus dem glob­alen Nor­den wie Volk­swa­gen betreiben Enteig­nung von Land und Ressourcen und Zer­störung der Natur und damit der Lebens­grund­la­gen der Men­schen weltweit. Auch gegen die Ver­brechen von Volk­swa­gen gibt es Wider­stand. Beispiel: Die ganze Region von Puebla ist durch den Wasserver­brauch von VW land­wirtschaftlich unbrauch­bar: Täglich ver­braucht VW fast 13 Mio. Liter Wass­er und manip­uliert den Nieder­schlag, so dass es in der Region nicht reg­net, um die frisch fab­rizierten Autos zu ‚schützen‘. Von der ille­galen Aneig­nung Indi­ge­nen Ter­ri­to­ri­ums über die mas­sive Ver­let­zung von Arbeit­srecht, Ver­fol­gung poli­tis­ch­er Gegner*innen und mas­sive Ver­schmutzung der anliegen­den Gewäss­er bedi­ent der deutsche Konz­ern die ganze Zer­störungspalette.

Es gibt keine emis­sions­freien Autos. Emis­sion­stech­nisch haben Elek­troau­tos lediglich den Vorteil, dass keine Abgase aus dem Aus­puff kom­men (beim aktuellen Strom­mix eher aus Kraftwerkss­chloten) – alle anderen Emis­sio­nen wie Fein­staub, Reifenabrieb oder Lärm bleiben. Bei dem Umbau auf Elek­troau­tos geht es den Konz­er­nen nicht um Klimapoli­tik. Elek­troau­tos sind keine grüne Alter­na­tive zum Ver­bren­ner, son­dern lediglich ein weit­er­er Ver­such der Autoin­dus­trie, noch mehr Prof­ite aus aus­beu­ter­isch­er Pro­duk­tion zu schla­gen. Bei einem Umbau auf Elek­troau­tos bleiben die meis­ten Prob­leme des Autoverkehrs. Nur die CO2-Bilanz kön­nte bess­er wer­den – und selb­st das ist zweifel­haft. Einiges wird sog­ar schlim­mer. Der Umbau für E‑Autos block­iert die wirk­liche Verkehr­swende.

Immer wieder kommt die Frage auf, ob die Kon­ver­sion möglich wäre. Tech­nisch und sach­lich ist dies wenig bestrit­ten. Selb­stver­ständlich gibt es eine ganze Rei­he Maschi­nen und Anla­gen, die so speziell sind, dass sie kaum für etwas anderes tau­gen, als zu dem Zwecke, für den sie hergestellt wur­den. Doch der Großteil lässt sich noch eine Weile ver­wen­den. Grund­sät­zlich wer­den Maschi­nen und Anla­gen aber ohne­hin regelmäßig erneuert. Was die Arbeiter*innen und Ingenieur*innen ange­ht: Wir kön­nen Met­all, wir kön­nen Kun­st­stoff, wir kön­nen Elek­trik und wir kön­nen Kräfte berech­nen. Warum sollte also eine Auto­mo­bil­belegschaft nicht Straßen­bah­nen bauen kön­nen? Selb­stver­ständlich bedeutet es für alle Verän­derung und die Bere­itschaft für Neues, aber nichts Unmöglich­es. Eine von der Hans-Böck­ler-Stiftung beauf­tragte Studie der M‑Five und des Fraun­hofer ISI belegt ein Beschäf­ti­gungspo­ten­tial von 69.000 Beschäftigten im Schienen­fahrzeug­bau bis 2035. In dem Maße wie die Autoin­dus­trie an Bedeu­tung ver­liert, gewin­nt der Schienen­fahrzeug­bau hinzu.

Über 60.000 Arbeit­splätze wur­den laut sta­tis­tis­chem Bun­de­samt in den Jahren 2018 bis 2022 in der Autozulieferindus­trie ver­lagert oder ver­nichtet. Volk­swa­gen hat den Abbau von 15.000 Arbeit­splätzen angekündigt. Wenn die Krise sich so weit­er­en­twick­elt, kommt vielle­icht bald der Tag, an dem der Porsche-Piëch-Clan sich keine Prof­ite mehr ver­spricht und, so wie Opel in Bochum oder Ford in Saar­louis, das Werk dicht­machen will. Learn­ing from Detroit – so der prophetis­che Titel ein­er Ausstel­lung vor 10 Jahren im Wolfs­burg­er Kun­stvere­in. In der gesamten Branche ste­hen bis zu 400.000 Arbeit­splätze auf dem Spiel. VW baut die Werke in Emden und Zwick­au für E‑Autos um; bei Daim­ler und BMW gibt es ähn­liche Pläne. Beschäf­ti­gung kann nur gehal­ten wer­den, wenn der Absatz steigt. In den bei­den VW-Werken sollen pro Jahr 600.000 E‑Autos gebaut wer­den. Was, wenn die Nach­frage schlep­pend bleibt? Von wegen „der Markt“: Ohne staatliche Sub­ven­tio­nen würde es kein E‑Auto geben.

Du fragst Dich: Warum ist Volk­swa­gen das Prob­lem? Oder: Welche Prob­leme hat VW? Das ist ganz ein­fach. Alle Möglichkeit­en, sich auf dem Markt gegen andere Wet­tbe­wer­ber im Konkur­ren­zkampf durchzuset­zen, scheit­ern. Konkret: Antrieb­swende, Soft­ware, Intigrität und Luxus.

Das Prob­lem heißt Antrieb­swende

Nicht nur, dass E‑Autos eine Schein­lö­sung sind und höch­stens der Wirtschaft helfen und nicht der Umwelt, scheit­ert Volk­swa­gen auch hier über­all. Denn die Konkur­renz aus Chi­na (BYD) und den USA (Tes­la) baut min­destens gle­ich­w­er­tige Autos, wenn nicht sog­ar bess­er und dann auch noch gün­stiger. Warum sollte ich also einen VW kaufen? Und dann fehlt eben noch das, was ein Auto heute zum Auto macht: Die Soft­ware.

Das Prob­lem heißt Soft­ware

Mit der Soft­ware-Tochter Cari­ad ist Volk­swa­gen maß­los über­fordert. Erst scheit­ert ihr Meilen­stein­pro­jekt am Stammw­erk Wolfs­burg names Trin­i­ty auf­grund fehlen­der Soft­ware und dann wird ver­sucht durch einen Vor­standswech­sel neue Wege zu gehen. Ein Wirrwarr und Haufen Elend, welch­er zum Scheit­ern verurteilt ist. Das Auto ist nicht mehr nur ein Auto, son­dern ein dig­i­taler Kos­mos, der das Fahrzeug auf dem Welt­markt über­haupt über­lebens­fähig macht.

Das Prob­lem heißt Integrität

Warum sollte ich heute einen Volk­swa­gen kaufen, wenn das einzige Merk­mal noch Ehrlichkeit wäre, die aber längst nicht mehr vorhan­den ist. Alles Lug und Betrug. Mehr nicht. Tra­di­tion seit spätestens 2015.

Das Prob­lem heißt Luxus

Dass Oliv­er Blume Chef von VW und Porsche zugle­ich ist, ist kein Zufall. Es geht darum alle Marken prof­ita­bel zu machen und an die Börse zu brin­gen. Porsche ist das ful­mi­nant gelun­gen. Audi und andere Luxu­s­marken wer­den es sich­er auch noch ver­suchen und ggfs. schaf­fen kön­nen. Aber VW als Volk­swa­gen und Vol­u­men­marke ist nicht über­lebens­fähig. Es wird abgestoßen und die All­macht­sphan­tasien eines Wolf­gang Porsche nun wieder an der Spitze zu sein wer­den sich dadurch zwar nicht erfüllen lassen, aber genau­so wie 2008 am Größen­wahn scheit­ern.

Aber das Prob­lem hat Sys­tem und heißt Kap­i­tal­is­mus

Es geht natür­lich gar nicht darum, dass VW nun konkur­ren­zfähiger im glob­alen Wet­tbe­werb zu machen, um noch mehr Prof­it für Wenige (Wolf­gang Porsche, Emi­rat Katar, …) zu machen, son­dern ein Gutes Leben für Alle zu erkämpfen und dabei Mobil­ität als Dar­seinsvor­sorge zu begreifen. Deswe­gen ist die Trans­for­ma­tion zwis­chen Kon­ver­sion und Verge­sellschaf­tung drin­gend notwendig.

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